Vom 19. bis 21. Februar 2020 trifft sich am Center for Advanced Internet Studies eine Arbeitsgemeinschaft mit britischen und deutschen Wissenschaftler(innen), um sich über theoretische Konzepte und strategische Förderungsmöglichkeiten einer neuen Bildungsdimension für Bürgerinnen und Bürger in der Datengesellschaft auszutauschen. Diese Arbeitsgemeinschaft wurde initiiert von Grimme-Forschung und Ina Sander, einer Promotionsstudentin an der Universität Cardiff (UK).
Mit der fortschreitenden Digitalisierung in unserer Gesellschaft entstehen neue Bildungsherausforderungen. Der Ruf nach digitaler Aufklärung verweist auf Reflexion und Wissen über die Wechselbeziehungen zwischen Individuum, Digitaltechnologien und sozialer Welt. Mit dem Begriff „Big Data“ sollen Phänomene der permanenten, massenhaften Datenerfassung, der algorithmischen Entscheidungsprozesse sowie der datenökonomischen Verwertungsinteressen gebündelt werden.
Eine kritisch-reflektierende Haltung gegenüber solchen Big Data Phänomenen zu fördern, ist Ziel verschiedener theoretischer Konzepte und medienpädagogischer Praktiken. Diese verschiedenen Ansätze existieren bisher jedoch weitestgehend unabhängig voneinander mit wenig Raum für Überschneidungen und Zusammenarbeit. Insbesondere in der wissenschaftlichen Forschung entstanden in den letzten Jahren diverse Konzepte einer kritischen Medienkompetenz oder Critical Data Literacy, die zwar häufig ähnliche Ziele verfolgen doch mit verschiedenen Begriffen arbeiten sowie durch ihre unterschiedlichen disziplinären und nationalen oder sprachlichen Hintergründe nur wenig in wechselseitiger Beziehung stehen. Unter dem Begriff der „Critical Big Data Literacy“ soll in diesem Vorhaben eine erste Diskursebene eröffnet und eine solche Verbindung ermöglicht werden.
Im Zentrum dieses Vorhabens stehen nicht professionelle, arbeitsmarktorientierte Qualifizierungsansätze, wie etwa Ausbildungen zu Data Scientists an Hochschulen, sondern relevante Herausforderungen für Bürgerinnen und Bürger, die sich in datafizierten und algorithmisierten Umwelten aufhalten, orientieren und Entscheidungen treffen.
Die geplante Arbeitsgemeinschaft versucht aus internationaler Perspektive
(1) bestehende theoretische Konzeptionen in einen Diskurs zu bringen und zusammenzuführen,
(2) besonders gelungene Beispiele (best practice) zur Förderung dieser CBDL zu identifizieren,
(3) strategische Gelingensbedingungen für Förderung dieser Bildungsdimension zu benennen und
(4) Handlungsempfehlungen für den Bildungsbereich zu formulieren.
Die Arbeitsgemeinschaft wird mit Mitteln des CAIS gefördert.