Das 2017 gegründete Center for Advanced Internet Studies (CAIS) wird in den kommenden Jahren mit rund 17 Millionen Euro durch das Land NRW unterstützt. Mit der feierlichen Überreichung des Zuwendungsbescheids durch den Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen Armin Laschet und die Ministerin für Kultur und Wissenschaft Isabel Pfeiffer-Poensgen an den Wissenschaftlichen Direktor des CAIS, Prof. Dr. Michael Baurmann am 11. Mai 2021 sind die Grundlagen gelegt, um das CAIS zu einem Institut für Digitalisierungsforschung auszubauen. In den nächsten drei Jahren werden dort sieben Professuren angesiedelt mit vier interdisziplinären Forschungsprogrammen und über 60 Mitarbeiter*innen.
In seiner Begrüßungsansprache betonte der Ministerpräsident die Bedeutung des CAIS, die darin liege, die Auswirkungen und Dimensionen der Digitalisierung auf alle Bereiche des alltäglichen Lebens als Chance zu begreifen und die Antworten der Wissenschaft für die Bürger*innen verständlich darzulegen. Aus Sicht der Ministerin werde das CAIS aktiv dazu beitragen, Lösungen für die zahlreichen digitalen Transformationen in unserem Alltag zu finden, an denen möglichst viele Menschen teilhaben sollen. Das CAIS werde mit verschiedenen gesellschaftlichen Akteur*innen an Lösungen arbeiten, sie erproben, weiterentwickeln und zur Anwendungsreife bringen.
Im Anschluss an die Grußbotschaften sprach Prof. Dr. Michael Baurmann mit Dr. Frauke Gerlach, Direktorin des Grimme-Instituts, und Carla Hustedt, Leiterin des Bereichs „Digitalisierte Gesellschaft“ der Stiftung Mercator über einige ausgewählte Aspekte der Digitalisierung. Für Frauke Gerlach liegt ein großes Potential der Digitalisierung darin, dass sie das direkte Miteinander in Echtzeit und den unkomplizierten Austausch ermögliche, schnell abrufbares Wissen bereitstelle und die Menschen dabei unterstütze, Prozesse schneller und besser analysieren zu können. Aus Sicht von Carla Hustedt ist der breite Zugang zu Wissen und Information eine der wenigen Visionen aus der Frühzeit des Internets, die wirklich eingetreten seien. Die Risiken der Digitalisierung verortet Carla Hustedt in der Machtverschiebung von demokratisch legitimierten Entscheidungen hin zu den nichtdemokratisch legitimierten Entscheidungen und Werteordnungen der Tech-Konzerne, die sich demokratischen Aushandlungsprozessen weitgehend entziehen würden. Sie sehe daher die Gefahr einer größeren Ungleichheit und auch Ungerechtigkeit innerhalb von Gesellschaften. Dies sei auch in der Corona-Pandemie gut zu beobachten, dass einmal aufgebaute digitale Infrastrukturen etwa zum Management der Quarantäneregeln (Bewegungstracking, Gesichtserkennung) nicht so leicht wieder zurückgefahren werden und sich auch die Zwecke nach dem Abflauen der Pandemie ändern können. Frauke Gerlach gibt zu bedenken, dass das Risiko vielleicht auch der Mensch selbst und weniger die Technik als solche sei, weil der programmierte Code immer auf menschlichen Entscheidungen und Vorannahmen beruhe. Forschung könne dazu beitragen, Brücken zum Verständnis der digitalen Transformation zu bauen, unabhängig von Partikularinteressen transparent darzustellen und für die Menschen erklärbar und verstehbar zu machen.
Der Trägerkreis des CAIS besteht aus der Ruhr-Universität Bochum, der Universität Duisburg-Essen, der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, dem GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften, dem RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung und dem Grimme-Institut. Das Grimme-Institut gehört zu den Gründungsmitgliedern des CAIS.
Die Veranstaltung steht als Stream auf Youtube zur Verfügung: https://www.cais.nrw/cais-upgrade/